Hinter dem Begriff „nachhaltige Entwicklung“ steht die ethische Überzeugung, dass alle Menschen denselben Wert haben – und dasselbe Recht auf ein gutes und selbstbestimmtes Leben. Dabei ist es völlig unerheblich, in welchem Land oder an welchem Ort ein Mensch lebt oder ob er alt oder jung ist - oder vielleicht erst in der Zukunft geboren wird.
Dabei können wir unseren Kindern und Kindeskindern kein gutes Leben an sich hinterlassen - wohl aber die Voraussetzungen dafür. Dazu gehören z.B. Natur und natürliche Ressourcen, öffentliche bzw. private Infrastruktur, Demokratie, Freiheit, Frieden, Kultur und Bildung.
Spätestens seit der UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro (1992) wird Nachhaltigkeit weltweit als eine wichtige politische Leitidee anerkannt. Die Vereinten Nationen, aber auch viele Staaten, Provinzen oder Kommunen haben eigene Programme für eine nachhaltige Entwicklung aufgelegt. Damit konnten einige erste wichtige Entwicklungserfolge erzielt werden.
So wurden hunderte Millionen Menschen weltweit aus extremer Armut befreit, vor allem in Ost- und Südost-Asien. Dennoch sind noch immer über 20% aller Menschen weltweit extrem arm, und vor allem in weiten Teilen Afrikas sowie in Südasien wird das voraussichtlich auch weiterhin so bleiben.
Deutlich mehr Kinder als zuvor konnten zumindest eine Grundschule besuchen und so u.a. Lesen und Schreiben lernen. Allerdings wächst die Zahl der Kinder weltweit, und es sind enorme Anstrengungen nötig, um künftig allen Kindern eine Grundschulbildung zu ermöglichen.
Im Umweltschutz ist die Entwicklung hingegen überwiegend besorgniserregend. So steigen die Treibhausgasemissionen weiter an. Das Artensterben, die Abholzung der Wälder und die Überfischung der Meere gehen weiter.
Bildung für nachhaltige Entwicklung bedeutet nicht, die junge Generation jetzt so auszubilden, dass sie später - in 20 oder 30 Jahren - diese Probleme löst. So viel Zeit haben wir - die Menschheit - nicht, denn jede Tonne CO², die heute in die Luft geblasen wird, bleibt für viele Jahrzehnte in der Atmosphäre, und jede Tier- oder Pflanzenart, die heute ausstirbt, ist endgültig verloren. Außerdem ist bei vielen Aufgaben der nachhaltigen Entwicklung die Politik gefragt – und nicht die einzelnen Menschen, die wir mit Bildung erreichen.
Bildung für nachhaltige Entwicklung zielt vielmehr auf Teilhabe. Sie will (junge) Menschen befähigen, dass sie die gesellschaftlichen Prozesse im Sinne ihrer eigenen legitimen Zukunftsinteressen mit gestalten.
Bildung für nachhaltige Entwicklung vermittelt daher nicht nur Faktenwissen, sondern vor allem auch Werte und Kompetenzen. Sie nutzt aktivierende Methoden, die ein partizipatives, konstruktives, forschendes, reflexives und diskursives Lernen anregen (Details siehe Tabelle am Seitenende).
In der Grundschule legen wir die Grundlagen für eine so verstandene Bildung. Die hier versammelten Lehreinheiten sollen bei Weitem nicht nur Umweltwissen oder die Liebe zur Natur vermitteln.
- Wir wollen eine altersgerechte Entwicklung fördern - etwa indem die Kinder genau beobachten und ihre Beobachtungen artikulieren oder indem sie zusammenarbeiten und sich dafür absprechen.
- Wir wollen den „Forschergeist“ wecken - also die Haltung, dass die Welt ein wunderbarer Ort ist und es eine große Freude ist, z.B. die Geheimnisse von Natur und Umwelt zu entdecken. Schon kleine Kinder verfügen über eine ganz natürliche Neugier - daran knüpfen wir an.
- Wir betrachten Natur und Umwelt überwiegend auf der Ebene der Phänomene. Ein tieferes naturwissenschaftliches Verständnis wird später im Fachunterricht vermittelt.
- Wir fördern einen empathischen Blick auf die Menschen und auf die Geschöpfe der Natur. Wir laden Kinder dazu ein, Natur und Umwelt mit zu schützen - und vermitteln ihnen so, dass es auch auf sie mit ankommt.
Keine einzelne Lehreinheit erfüllt alle unsere Ziele, aber jede kann hier eingeordnet werden, siehe Tabelle.
Zielt auf Teilhabe |
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Vermittelt Werte und Kompetenzen |
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Nutzt Methoden, die ein partizipatives, konstruktives, forschendes, reflexives und diskursives Lernen anregen. |
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Verwendet Themen und Denkmodelle aus dem Nachhaltigkeitsdiskurs. |
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Ist lerntheoretisch fundiert. |
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